Misstraut den großen Worten! | nikolaushueck blog

Misstraut den großen Worten!

Predigt zu 1. Kor 2,1-7

Eintrag vom

Liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.
Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern;
und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,
damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen;
nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen.
Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit.

Liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.
Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,
damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.
Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen.
Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit.

Der große Paulus steht mit zitternden Knien auf der Kanzel in Korinth.
Da wäre ich gerne dabei gewesen.
Dem Apostel der Völker fehlen die Worte für seine Predigt.
Wenn Paulus sprach, dann war das kein rhetorisches Feuerwerk,
eher Gestammel, ein Suchen und ein Tasten nach den richtigen Worten.

Ehrlich gesagt: Das entlastet mich.
Es geht offensichtlich nicht nur mir so,
dass ich meine Worte viel zu klein finde, um von Gott zu sprechen,
von seiner Kraft, von seiner Liebe, von seiner Gnade.

Aber so ist es wohl: Wer von Gott zu reden versucht, bleibt immer Anfänger.
Der sollte nie zu sehr auf die eigene rednerische Begabung vertrauen, sondern auf Gott selbst.
Auf den Geist Gottes, der aus unseren stammelnden Versuchen etwas macht, das Kraft, Trost, Heilung, Bestärkung bringt.

Das vergessen wir Menschen manchmal, heute wie damals.

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, weil er genau das befürchtet:
dass die Gemeindeglieder dort nicht mehr auf den Geist Gottes,
sondern nur noch auf den eigenen Geist vertrauen.
Und auf ihre Redekraft.

Es müssen turbulente Gemeindeveranstaltungen gewesen sein, damals, in den Häusern der korinthischen Christen.
Menschen standen auf und übertrumpften sich gegenseitig mit den großen Begriffen, die Religionen zu bieten haben.

„Freiheit“ rief der eine. „Wahrheit“, der andere. „Kraft“ der dritte.
So wollten sie beweisen, um wieviel weiser und größer und kräftiger sie waren als alle anderen.
Dabei ging es wohl meist nur um die jeweils eigene Freiheit, Wahrheit und Kraft.

Paulus weigert sich, bei diesem Spiel mitzumachen.
Er erinnert seine Korinther daran, was er immer als den eigentlichen Kern des Glaubens verkündigt hat: Jesus Christus. Und zwar den gekreuzigten Jesus Christus.

Was das für uns heute heißen könnte, dazu habe ich heute Morgen drei Gedanken:

Mein erster Gedanke ist ganz kurz, mir persönlich aber sehr wichtig:

Paulus sagt: Die überredenden Worte menschlicher Weisheit - und die Wahrheit Jesu Christi, diese beiden passen nicht zusammen.
Ich glaube, er will uns damit Vorsicht lehren:
Vorsicht vor den großen Worten
und Vorsicht vor den Rednern, denen diese großen Worte allzu locker über die Lippen kommen.

Menschenweisheit, wie sie Paulus meint, plustert sich auf, macht sich wichtig.
Das ist ihr Kennzeichen.
Wenn jemand die großen Worte in den Mund nimmt,
wenn jemand von Wahrheit spricht, oder von Ehrlichkeit, von Würde und von Freiheit -
Wer wollte da widersprechen?
Niemand ist gegen Freiheit.
Niemand ist gegen Ehrlichkeit, oder Würde, oder gegen Gerechtigkeit - und wie diese großen Worte alle heißen.

Aber Paulus sagt:
Schau ganz genau hin, in wessen Namen jemand redet.
Welche Absicht jemand damit verfolgt, wenn er diese großen Worte in den Mund nimmt
Wessen Interessen jemand dienen will.
Meint er wirklich Freiheit - oder meint er seine eigene Rücksichtslosigkeit?
Ist sie selbst ehrlich - oder verlangt sie Ehrlichkeit nur von anderen?
Geht es wirklich um Gerechtigkeit - oder um den eigenen Vorteil?
Große Worte machen noch keinen großen Menschen!

Das gilt erst recht in unserer Kirche in unseren Gemeinden:
Denn große Worte machen noch lange keinen großen Glauben.

Wenn jemand vom Willen Gottes spricht:
Schau ganz genau hin, ob er nicht eigentlich seinen eigenen Willen meint.

Wenn jemand von Sünde spricht:
Geht es da vielleicht immer nur um die Fehler der anderen? Und nicht um die eigenen?

Große Worte sind tückisch:
Sie schmücken den Redner. Sie lullen die Zuhörer ein.
Manchmal braucht man sie.
Aber man muss immer sehr genau aufpassen, wer sie warum sagt.
Und man muss sehr genau hinschauen, was sie im Einzelfall bedeuten.

Mein zweiter Gedanke:
Wenn Paulus göttliche Weisheit von menschlicher Weisheit unterscheidet, dann entlastet uns das.
Wir müssen nicht alles wissen.
Wir können noch nicht einmal alles wissen.
Ich glaube, da sind wir sehr nahe an dem, was Paulus die Weisheit nennt, die vor Gott gilt.
Es ist die Weisheit davon, dass unsere menschliche Weisheit ein Ende hat.
Nicht weil wir dumm wären, aber weil wir Menschen sind.

Für viele Fragen, die sich uns in unserem Leben stellen, haben wir keine Antwort.
Oder eben nur eine Antwort, mit der wir selbst nicht wirklich zufrieden sind.
Wie oft spüren wir, dass wir eine Entscheidung treffen müssen,
aber eigentlich dazu gar nicht in der Lage sind.
Das sind die schweren Situationen im Leben. Es gibt sie in allen Altersstufen.

Ich denke zum Beispiel an Eltern, die Probleme mit ihren Kindern haben:
Ist es richtig, wie sie ihre Kinder erziehen?
Wie lange sollen sie Geduld haben mit ihnen?
Oder müssen sie endlich einmal ein Machtwort sprechen, bevor es zu spät ist und ihnen die Kinder auf der Nase herumtanzen?
Wie soll man den Kindern soviel Selbstbewusstsein mitgeben, dass sie einmal ihr eigenes Leben in die Hand nehmen können?

Ich denke an eine ältere Frau, deren Mann im Krankenhaus liegt.
Er wird nur noch künstlich am Leben erhalten.
Und nun fragen die Ärzte: Wie lange sollen die Maschinen eingeschaltet bleiben?
Irgendwann muss die künstliche Beatmung aufhören - nur wann?
Die Frau soll entscheiden. Aber kann sie das überhaupt?

Oder die Familie, die sich zerstritten hat.
Die Kinder sind schon lange erwachsen, sie leben in anderen Städten.
Zurückgeblieben ist das ältere Ehepaar.
Sie haben den Kontakt verloren, bekommen nur noch wenig mit von dem, was ihre Kinder machen. Kennen ihre Enkel kaum. Das ältere Ehepaar leidet darunter. Irgendwie muss man doch wieder zueinander kommen.
Die Frage ist nur: Wie fängt man Versöhnung an?

Solche und ähnliche Fragen kennen wir alle.
Und genau dort, wo wir merken, wie schnell wir mit unserer Weisheit am Ende sein können, dort spricht Paulus von der Kraft und dem Geist Gottes.
Dem Geist Gottes, der in unserer Schwachheit mächtig ist.

Paulus hat Jesus Christus verkündigt –
nicht als einen, der triumphiert, der die großen Worte und die schnellen Antworten parat hat.
Paulus hat Jesus verkündigt als den Gekreuzigten.
Das ist das Gegenteil von einem starken, brillanten Held.
Wer auf das Kreuz Christi schaut, wird befreit davon, immer Stärke zeigen zu müssen.

Und das führt zu meinem dritten Punkt:
Wenn wir auf das Kreuz Jesu blicken, werden wir befreit von dem Zwang, auf alles und jedes sofort eine Antwort parat zu haben.

Nicht sofort eine Antwort versuchen.
Zugeben können, dass meine eigene Weisheit Grenzen hat.
Vielleicht wäre das ja einmal ein guter Vorsatz für das noch fast neue Jahr:
Ein Jahr ohne vorschnelle Urteile, ohne den Druck, dass ich immer schon gleich wissen muss, wo es lang geht.
Einfach mal verzichten auf liebgewonnene Vorurteile.

Vielleicht spüren wir etwas von der Kraft und der Weisheit Gottes, wenn wir ersteinmal schweigen, bevor wir reden.
Wenn wir ihn zu Wort kommen lassen, statt ihn mit unserer eigenen Weisheit immer zuvorkommen zu wollen.

Ich weiß nicht, wie er zu Ihnen spricht.
Ich weiß manchmal nicht einmal, ob und wie er zu mir spricht.

Aber was ich weiß: Dass ich nur dann eine Antwort finde, wenn ich versuche, auf Gott zu hören. Alles andere ist vorschnell und hat eine kurze Haltbarkeitsdauer.

Natürlich erledigen sich damit die Probleme, die schwierigen Fragen, die wir haben, nicht von selbst.
Es wird auch weiterhin Nächte geben, in denen wir wach liegen, umgetrieben von den Problemen, die uns im Griff halten.
Denn, leider: Die Antworten, die wir von Gott erwarten können, sind meist nicht so klar, wie wir sie gerne hätten.

Trotzdem:
Gott diesen Raum einräumen, Gott zu Wort kommen lassen, ihn nicht übertönen mit unserem Wortgeklingel, das ist das, was Paulus seinen Korinthern empfiehlt.

Und er empfiehlt es auch uns:
Gott zu Wort kommen lassen:
In Gottesdiensten, beim Beten daheim, beim Lesen der Bibel.
Und, mir ganz wichtig: Gott zu Wort kommen lassen in Gesprächen mit anderen Menschen, in der Gemeinschaft von Menschen, die nach Antworten suchen, genauso wie wir.

Ich glaube, dabei kommt Gott ganz besonders zu Wort:
Wenn wir miteinander ernsthaft reden.
Und, das ist das Erstaunliche: Ganz besonders dann, wenn wir mit Menschen reden, die gerade nicht unsere Meinung haben. Die eine andere Meinung haben, die anders denken und glauben. Die uns infrage stellen.
Gerade in solchen Gesprächen meine ich, dass wir Gottes Weisheit besonders großen Raum geben. Dass sie sich besonders gut Gehör verschaffen kann. Jedenfalls mir geht es so.

Für Gottes Wort, für seine Weisheit offen zu sein, das wünsche ich uns allen.