Predigt zum Beichtgottesdienst der Konfirmanden 2019 | nikolaushueck blog

Predigt zum Beichtgottesdienst der Konfirmanden 2019

Eintrag vom

Eigentlich könnte es jetzt ja losgehen.
Losgehen mit der Konfirmation.
Mit dem Festgottesdienst.
Mit der Familienfeier.
Und natürlich auch mit den Geschenken zur Konfirmation.

Eigentlich habt Ihr jetzt lange genug gewartet.
Wart im letzten Sommer im KonfiCamp.
Habt Dienstag für Dienstag den Konfirmandenunterricht besucht.
Die Konfirmandensamstage.
Das Gemeindepraktikum.
Ihr habt das gerne gemacht.
Das habt Ihr uns am letzten Samstag erzählt.
Vielleicht wart ihr auch einfach zu aufgeregt, um uns auch das zu erzählen, was Euch nur so mittel Spaß gemacht hat.
Und jetzt, jetzt könnte doch endlich die Konfirmation kommen!?

Aber da steht noch ein letzter, ein allerletzter Termin auf dem schönen bunten Zettel mit all den Terminen zu Eurer Konfirmation:
Freitag, 10. Mai: Beichte und Abendmahl.

Gut, Abendmahl gehört zur Konfirmation.
Und ihr sollt das zusammen feiern können, nicht getrennt in den beiden Konfirmationen morgen und übermorgen.
Also feiern wir gemeinsam das Abendmahl heute schon.
Ein schöner Abschluss eurer gemeinsamen Konfirmandenzeit.

Aber Beichte?
Das zieht irgendwie runter.
Das klingt anstrengend.
Das klingt so, als ob wir euch erst noch einmal ganz klein machen wollen,
bevor ihr dann morgen und übermorgen groß rauskommen könnt.

Vielleicht klingt es so - so ist es aber nicht.
Beichte ist ganz anders, als es sich anhört.
Beichte ist so etwas wie Befreiung.
Beichte kann Fesseln zerreißen - Fesseln, die uns an die Vergangenheit ketten.
Die uns ketten an das, was wir am liebsten hinter uns bringen wollen.
Fesseln, die uns ketten an das, was wir selbst verbockt haben.
An das, was uns nicht loslässt.
Diese Fesseln kann die Beichte zerreißen.

Denn so angekettet zu sein, das kann ganz schön belasten.
Auch wenn man erst 12, 13 oder 14 ist und noch gar nicht so viel Zeit gehabt hast, Mist zu bauen im Leben.
Trotzdem gibt es sicher auch bei Euch einiges, was ihr gerne hinter euch lassen wollt.
Und dazu ist die Beichte da.

Beichte, das ist anhalten.
Ausatmen, ganz langsam. Zur Ruhe kommen.
Und dann nachdenken.
Nachdenken darüber, was gerade abläuft in meinem Leben.
Wo was schiefläuft.
Und was ich selbst dazu beitrage, dass es schiefläuft.

Beim Apostel Paulus im Römerbrief, da steht so ein Satz, der zeigt mir: Auch der hat mal angehalten, Luft geholt, und über sich nachgedacht:
Und dann hat er geschrieben:
„Das Gute, das ich will, das tue ich nicht. Und das Böse, das ich nicht will, das tue ich“.
Das ist die vielleicht kürzeste Form einer Beichte.
„Das Gute, das ich will, das tue ich nicht. Und das Böse, das ich nicht will, das tue ich“.
Allerdings bleibt das doch ziemlich umkonkret.
Besser ist es natürlich, ich mache mir selbst klar, was genau das Gute ist, das ich nicht tue.
Und was genau das Böse ist, das ich tue.
Naja, sagen wir vielleicht nicht das Böse.
Aber Ihr wisst selbst am besten, wo ihr gemein wart.
Oder absichtlich jemanden verletzt habt.
Oder angelogen. Oder nicht geholfen, wo jemand eure Hilfe gebraucht hätte … wie gesagt, ihr wisst das selbst am besten.
WIR alle wissen das selbst am besten.

Das ist das eine: Dass ich nachdenke darüber, was schief läuft.
Das andere ist aber, dass ich das Gott sagen kann.
Selbst wenn ich es niemand anderem sagen kann, nicht dem besten Freund oder der besten Freundin, nicht Mutter oder Vater, nicht Oma oder Opa.
Gott kann ich es sagen.
Er hört zu - auch wenn ich das vielleicht nicht immer gleich merke.
Aber er hört zu.

Und dann passiert das Unerwartete:
Gott rastet nicht aus.
Er schreit mich nicht an, er motzt mich nicht an.
Er steht auch nicht einfach auf und geht und lässt mich allein mit meinem Mist sitzen.
Gott runzelt nicht mal die Stirn.
Muss er auch gar nicht, denn ich weiß ja selbst, was ich falsch gemacht habe.

Gott vergibt mir.
Einfach so. Ich muss ihn nur darum bitten.
Ehrlich und aufrichtig.
Ich muss nichts anderes tun, als bereuen.
Und, wo es geht, etwas wieder gut machen.
Mehr muss ich nicht tun.
Mehr kann ich auch gar nicht tun.

Das ist das andere Wort aus der Bibel, das mir so gut gefällt:
Es steht im Lukasevangelium:
Christus spricht: „Es wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“.
Oder, sagen wir: Die meinen, der Buße nicht zu bedürfen.

Gott will, dass aus uns Menschen werden, die wissen, dass sie Fehler machen.
Und die auch ertragen, dass andere Fehler machen.
Sonst, wenn wir uns alle gerecht und selbstgerecht fühlen, dann machen wir uns gegenseitig das Leben zur Hölle.

Also: Beichte heißt:
Anhalten, vor Gott über das eigene Leben nachdenken, die eigenen Fehler eingestehen.
Und dann: An Gottes Vergebung glauben.
Das befreit. Das lässt uns völlig neu anfangen.
Leicht und ohne den schweren Rucksack an eigener Schuld, den wir mit uns herumschleppen.

Beichte geht also immer. Das ganze Leben lang.
Manche machen das mit dem Nachdenken über sich selbst jeden Abend.
Oder jede Woche.
Oder immer dann, wenn sie das Gefühl haben, es täte ihnen gut.

Und dann gibt es die Beichte zu besonderen Anlässen.
So wie heute im Gottesdienst.
Wir sprechen die Beichte gleich gemeinsam.
Und dann hören wir gemeinsam, dass Gott uns vergibt.

Vielleicht spürt ihr, wie gut die Beichte tut.
Wie gut es tut, über sich selbst nachzudenken.
Nicht ängstlich, nicht mit andauernd schlechtem Gewissen.

Sondern mutig und selbstbewusst und freudig.
Denn „Es wird Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“.

Und dann kann sie endlich losgehen, die Konfirmation.
Frei von allem, was euch fesselt.
Ein schöner neuer Anfang.
Das wünsche ich euch sehr.
Amen.