Ein Radl Wurscht | nikolaushueck blog

Ein Radl Wurscht

Kurzpredigt im Familiengottesdienst zu Erntedank

Eintrag vom

Die Szene kennen Sie alle.
Sie spielt beim Metzger, es kann aber auch ebensogut der Bäcker oder irgendein anderes Geschäft sein.
Der junge Vater mit seinem dreijährigen Kind steht an der Theke
und sucht gerade in seinem Geldbeutel nach Kleingeld.
Da fragt die Verkäuferin den Dreijährigen:
"Und, magst a Radl Wurscht?".
Der Bub traut sich zwar nicht so recht, der Verkäuferin ins Gesicht zu schauen.
Er streckt aber seinen Arm aus, weil:
Die Gelbwurscht, von der will er schon etwas.
Klar, er bekommt eine extra dicke Scheibe.

Und dann folgt das, was da immer folgt.
Es folgt die zweite Frage an das Kind. Diesmal vom Vater.
"Und? Wie sagt man da?"
Schweigen. Das Kind kaut noch.
Und es versteckt sein Gesicht in der Jacke des Vaters.
Die Verkäuferin lächelt verständnisvoll, der Vater seufzt.
Statt dem Kind sagt halt er "Vielen Dank" - und beide gehen.

"Danke" sagen ist nicht ganz leicht.
Nicht nur für Kinder.
Sondern auch den Größeren fällt Danken schwer.
Wir haben das vorhin gehört.
Ich habe etwas bekommen, was ich mir nicht selbst habe geben können.
Mir hat jemand geholfen.
Mir hat jemand etwas geliehen oder geschenkt.
Jemand hat sich Zeit für mich genommen:

Jemand hat etwas getan, was ich nicht allein konnte.
Und das zuzugeben - das ist nicht ganz so einfach.
Danke sagen - das fühlt sich so an, als müssten wir uns selbst klein machen und den anderen groß.
Und wer macht sich schon gerne selbst klein?

Und trotzdem wissen wir, dass Danke sagen wichtig ist.
Nicht nur in einer Metzgerei.
Sondern auch sonst.
Danke sagen zeigt, dass wir es nicht für selbstverständlich halten, was andere für uns getan haben.
Wir wissen es zu schätzen, und das soll der andere auch wissen.

Und es ist nicht schlecht, wenn man das schon früh lernt.
Selbst wenn man lieber auf dem Arm des Vaters oder der Mutter in ein Geschäft geht.

Natürlich braucht die Verkäuferin das Danke nicht.
Sie hätte auch so das Radl Wurscht über die Theke gereicht.
Und das sagt sie dann auch meistens: Ach, das braucht's doch nicht. Und trotzdem freut sie sich über ein Danke.

Wer braucht eigentlich das Danke mehr?
Der, der etwas geschenkt bekommt - oder die, die es ihm schenkt?

Heute, an Erntedank, frage ich mich:
Braucht Gott unseren Dank? Freut er sich darüber?
Ich weiß das nicht.

Was ich aber weiß: Wir brauchen ihn, diesen Dank.
Wir brauchen ihn dringend.
Wir sind es, denen es gut tut, Gott zu danken.
An Gott zu denken, wenn es uns in unserem Leben gut geht.
Wenn wir glücklich sind.

Von Jesus haben wir gerade gehört, dass er mit sieben Broten und ein paar Fischen eine riesige Menschenmenge satt bekommen hat. Und es ist sogar noch einiges übrig geblieben.

Wer hat vorhin genau hingehört?
Jesus nimmt nicht einfach die Brote und verteilt sie.
Das erste, was er mit den Broten tut: Er dankt Gott dafür.
Und ich glaube, darin steckt das Geheimnis.

Wer dankt, weiß, dass er nicht alles selbst kann und macht.
Dass er etwas bekommen hat.
Dass wir alle nur leben, weil wir etwas bekommen.
Und weil wir es weitergeben.
Wer dankt, schenkt auch gerne weiter.

Wenn wir wirklich dankbar sind, dann halten wir nicht fest, was wir haben.
Sondern geben es mit vollen Händen an die weiter, die es noch nötiger brauchen als wir.
Brote, Fische, Liebe, Zeit, oder auch ein Radl Wurscht.

Danken heißt, einen Kreislauf in Gang halten.
Wir bekommen und wir geben.
Jeder nur so viel, wie er wirklich braucht.
Das hat Jesus bei der Speisung der 4000 gemacht.
Und dann bleibt es immer noch ein Wunder.
Aber an diesem Wunder können wir mitmachen.
Teilen. Weitergeben.
Nicht festklammern und für uns behalten.
So kommt der Kreislauf in Gang
Und er beginnt damit, dass jemand danke sagt.
Danke Gott für alles Gute, das Du uns schenkst!

Amen.